Sonntag, 4. September 2016

Zweiundzwanzigster Brief

Mit ihrem Kampf für den ,,Sieg der Vernunft", gegen Lüge und Dummheit, wie Erika
Mann die antifaschistische Position der Pfeffermühle bestimmte, wandte sie sich in erster Linie an ein bürgerliches Publikum, das die Brandzeichen der Zeit nicht wahrnahm oder ignorierte. Diese Absicht ist an vielen Texten ablesbar, so an Erika Manns Solonummer ,,Der Prinz von Lügenland":

Bei mir daheim im Lügenland
Darf keiner mehr die Wahrheit reden,
Ein buntes Netz von Lügenfäden
Hält unser großes Reich umspannt.
Bei uns ist's hübsch, wir haben's gut,
Wir dürfen unsre Feinde morden.
Verleih'n uns selbst die höchsten Orden
Voll Lügenglanz und Lügenmut.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht,
Wer immer lügt, dem wird man glauben.
Zum Schluß läßt sich's die Welt nicht rauben,
Daß er die lautre Wahrheit spricht  …"

Und am Ende, die Zuschauer beschwörend:
,,Glaubt ihnen nicht!
Schleudert die Wahrheit
lns Lügengesicht!
Denn die Wahrheit ganz allein kann's machen!"



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